New York, Sydney oder Brasilia. Drei Weltmetropolen auf drei Kontinenten – eine Gemeinsamkeit: Coworking-Anbieter haben unlängst ihren Platz im Büromarkt eingenommen. Auch in unseren europäischen Nachbarländern wie England und den Niederlanden haben Anbieter flexibler Büroflächen ihren Anteil am Markt gefestigt. In Deutschland wird Coworking immer noch oft als „Trend“ bezeichnet, obwohl zumindest in den TOP 7 flexible Work Spaces fest zum Büromarkt zählen. Die Entwicklung setzt sich nun in den B-Städten fort.
Coworking kommt ursprünglich aus den USA und bezeichnet eine Entwicklung auf dem Büromarkt, der den Mietern eine zeitlich und räumlich flexible Nutzung von Arbeitsplätzen ermöglicht. Firmen mieten nicht mehr langfristig ganze Büroetagen mit klassischen Einer- und Zweierbüros, sondern bedarfsorientiert einzelne Arbeitsplätze oder Büroeinheiten inklusive Infrastruktur (Büromöbel, Drucker, WC etc.) in sogenannten Workspaces. Ursprünglich mehrheitlich genutzt von Start-ups und Freiberuflern, werden heute bereits ein Drittel der vorhandenen Coworking-Flächen in Deutschland von Corporates belegt.
„Coworking ist in Essen angekommen und wird sich langfristig durchsetzen. Es ist kein Trend, sondern eine folgerichtige Entwicklung der Bürowelt, die auf die Anforderungen moderner Arbeitnehmer einzahlt. Es sind längst nicht mehr nur Gründer und kreative Berufe, die als Kunden dieses Geschäftsmodells in Frage kommen. Fast ein Drittel der Flächen wird von Großunternehmen besetzt, die die Flächen gerne für Projektteams nutzen. Im Gegensatz zu festen Arbeitsplätzen wird es in Zukunft immer wichtiger für Unternehmen sein, seinen Mitarbeitenden Arbeitsmöglichkeiten zeitlich und räumlich flexibel anzubieten. Hier treffen flexible Workspaces ins Schwarze. Ich sehe den Bedarf in der Zukunft deutlich ansteigen,“ so Eckhard Brockhoff, geschäftsführender Gesellschafter von Brockhoff & Partner.
Essen ist die Bürostadt im Ruhrgebiet und weist in den vergangenen Jahren den höchsten Büroflächenumsatz der Region auf. Kein Wunder also, dass sich Coworking-Anbieter die Stadt für die nächste Expansionsstufe ausgesucht haben. Zumal Essen, anders als die TOP 7, über freie Flächen in gesuchter Lage verfügt.
Allein im ersten Halbjahr 2019 sind rund 7.754 m² Bürofläche an Coworking-Anbieter vermittelt worden. Für weitere 3.000 m² besteht eine Option. Bei einem Gesamtbüroflächenumsatz von knapp 110.000 m² macht das einen beachtlichen Anteil von rund 9,78 % aus, beobachtet das Essener Maklerhaus Brockhoff & Partner.
Knapp 7.000 m² flexible Bürofläche stehen dem Essener Büromarkt seit diesem Jahr im Ruhr Tower allein über den Anbieter Design Offices zur Verfügung. Für weitere 3.000 m² hat sich der Experte für modernes Arbeiten eine Option in dem Bürohochhaus einräumen lassen. „Coworking-Anbieter suchen Flächen mit einer flexiblen Verfügbarkeit in exponierter Lage und technisch sehr guter Büroausstattung. Das ehemalige Rheinstahl-Hochhaus in der Nähe des Essener Hbf ist nach seiner Renovierung perfekt geeignet für dieses Geschäftsmodell. Kein Wunder also, dass sich Design Offices die Flächen im großen Stil gesichert hat,“ erklärt Tobias Altenbeck, Leiter Bürovermittlung beim Essener Maklerhaus Brockhoff & Partner, das mit einem Leadmakler-Auftrag für das Objekt beauftragt ist.
1A-Lage mit hochmoderner technischer Ausstattung bei kurzfristiger Verfügbarkeit waren auch bei der Anmietung von Work Inn ausschlaggebend. Dem auf das Ruhrgebiet spezialisierte Anbieter von flexiblen Büroflächen vermittelte Brockhoff & Partner eine ganze Etage mit rund 754 m² im denkmalgeschützten Bürokomplex Lindenallee 29-41.
Bereits im Jahr 2017 verkaufte Brockhoff INVEST die ehemalige Schenker-Zentrale in der Alfredstr. 81, in der sich nach umfassender Renovierung seit 2018 rund 1.700 m² Coworking-Fläche befinden. Weitere rund 800 m² Coworking Space befinden sich in zentraler Lage in der Rüttenscheider Str. 120. Mehr als 40 flexible Arbeitsplätze auf über 500 m² Fläche bietet das Ruhr:HUB. Ergänzt wird das Angebot durch zahlreiche kleinere Anbieter.
Auch wenn in Deutschland noch ein beachtlicher Teil der Büro-WGs mit ihrer Rentabilität zu kämpfen hat, bekräftigt ein Blick in die Bürowelten unserer Nachbarn die These, dass Coworking mehr als ein Trend ist. In den Niederlanden oder England etwa sind die in Deutschland verbreiteten Einer- und Zweierbüros mit oft verschlossenen Türen ohnehin unüblich. Arbeitnehmer sind grundsätzlich an eine flexible Arbeitsplatzwahl gewohnt. „Das spart nicht nur Fixkosten durch einen geringeren Flächenbedarf, sondern fördert vor allem auch die Kommunikation unter den Kollegen. Die Geschwindigkeit von Informationsweitergabe wird in der heutigen Zeit immer mehr zum Wettbewerbsfaktor. Deutschland ist also auch von dieser Seite her gut beraten, mit altertümlichen Bürokonzepten zu brechen und sich für moderne Strukturen zu öffnen. Große Unternehmen wie bspw. RWE oder Innogy machen es vor und bauen ihre Räumlichkeiten um bzw. mieten flexible Workspaces an,“ weiß Brockhoff.