Baupreise steigen. Zinsen steigen. Jetzt müssen die Mieten steigen.
Die gestiegenen Baupreise wurden in den letzten Jahren durch niedrige Zinsen abgefedert. Doch mit dem Anstieg der Bauzinsen im Frühjahr 2022 ist klar: Neubauprojekte rechnen sich vielerorts nicht mehr. In gut 75% aller deutschen Städte, so Berechnungen von Brockhoff, müssten die Mieten deutlich steigen, damit sich Neubauprojekte für Entwickler und Investoren lohnen. Dies gelte besonders für Wohn- und Büroimmobilien.
In Essen, dem sogenannten „Schreibtisch des Ruhrgebiets“, müssten für Büromieten 15-20 €/m² erzielt werden, damit sich das Risiko eines Neubaus lohnt. Darunter baut kaum noch einer. Tatsächlich liegt die absolute Spitzenmiete für Büroflächen in Essen aber bei 17,50 €/m². So sind es fast nur noch Eigennutzer, meist mit viel Eigenkapital, die Neubauprojekte realisieren.
Der Bau von Wohnungen rechnet sich bei den derzeit zu erzielenden Mieten schlichtweg nicht. Die Erklärung der Bundesregierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, darf bezweifelt werden. Es werden zu wenig Baukräne zu sehen sein, sollten es nicht Bundesmittel selbst sein, die dieser ambitionierten Zielsetzung die benötigte Finanzspritze setzen.
Ein Versuch, die Baulaune zu erhöhen, liegt in dem Abschluss von „Staffelmieten“. Immer häufiger werden sie in Mietverträge integriert, um Bauherren Sicherheit bei der Kalkulation zu geben. Hierbei werden Mietanpassungen an allgemeine Lebenshaltungskosten während der Bauphase gekoppelt.
Im Bereich der Logistikmieten zeichnet sich ein anderes Bild ab. Der enorme Nachfrageüberhang, besonders bei innenstadtnahen und verkehrsgünstig gelegenen Flächen, steigert die Bereitschaft der Mieter, höhere Mieten zu zahlen. Die Entwicklung der Mietpreissteigerung sei bereits im vollen Gange, erklärt Logistik-Experte Tobias Altenbeck: „Im Ruhrgebiet lagen die Mieten noch vor wenigen Jahren im Schnitt bei 3 €/m². Heute sind es bereits 6 €/m². In einigen Fällen werden sogar schon 8-9 €/m² erreicht.“