Herr Pfeffer, seit 37 Jahren sind Sie bei Brockhoff in der Vermarktung von einzelhandelsgenutzten Immobilien in 1A-Lagen tätig. Wie schätzen Sie den Markt aktuell ein?
Um diese Frage korrekt zu beantworten, muss man sich die Städte genau ansehen. Vielerorts nehmen wir wahr, dass sich der filialisierte Handel auf die Großstädte konzentriert. So ist es uns beispielsweise in Essen erst kürzlich gelungen, die führende italienische Modemarke OVS auf 1.100 m² Gesamtfläche in 1A-Lage der Innenstadt anzusiedeln. In mittleren und kleineren Städten expandieren dagegen vor allem die Non-Food-Discounter in den besten Lagen.
Wie wirkt sich diese Entwicklung auf die Mietpreise der Ladenlokale und Geschäftshäuser in den Innenstädten aus?
Die Mietpreise in deutschen Innenstädten waren in den letzten Jahren rückläufig. Heute beobachten wir, dass sie sich wieder stabilisieren. Die erfolgten Mietkorrekturen haben den positiven Nebeneffekt, dass sie neue Gruppen von Mietinteressenten schaffen. So bieten sich jetzt unter anderem viele Chancen für Gastronomiebetriebe, die auf dem alten Mietniveau nicht hätten anmieten können. In Ahaus vermittelten wir beispielsweise ein CAFE & BAR CELONA in ein ehemaliges Ladenlokal von C&A in bester Innenstadtlage.
Halten Sie Gastronomiebetriebe als Mieter für eine sinnvolle Alternative?
Die Einkaufsstraße der Zukunft wird keine reine Fashion-Meile mehr sein. Von daher ist es sogar zentraler Ansatz, einen Mietermix in den Innenstädten anzusiedeln, der neben dem reinen Shoppen vor allem die Verweildauer erhöht. Es muss mehr Leben in die Innenstädte, insbesondere nach Ladenschluss, damit die Einkaufsstraßen abends nicht veröden.
Die strukturelle Schwäche des Einzelhandels kann also Chancen für andere Herausforderungen bieten?
Innenstädte bieten aus meiner Sicht eine gute Gelegenheit, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Oftmals stehen die Obergeschosse leer. Dabei würden sie, wenn sie sich in einem gut renovierten Zustand befinden, Wohnraum in zentraler Lage bieten. Denn machen wir uns nichts vor: Die Generation der Babyboomer stützt heute noch den stationären Handel. Die Gen Z hingegen hat es gar nicht mehr kennengelernt, zum Shoppen das Haus verlassen zu müssen. Demnach wird der Bedarf an reinen Ladenflächen in den nächsten Jahrzehnten weiter zurückgehen. Bei Brockhoff unterstützen wir die Innenstadtentwicklung, indem wir unseren Teil dazu beitragen, den Mietermix in den Zentren zukunftsorientiert aufzustellen.